Wir schreiben das Jahr 1994. Düster sieht es aus an Deutschlands Kiosken und Bahnhofsbuchhandlungen, zumindest was das Horror-Genre betrifft: bereits 1990 hatte Bastei mit Tony Ballard eine der letzten langlebigen Grusel-Heftserien eingestellt, die allerdings auch keine wirkliche Alternative zur unendlichen Geschichte des Geisterjägers John Sinclair bot. Es war Zeit für neues Blut auf dem Serienmarkt.
Dieser Aufgabe stellte sich der damals 24-jährige Autor Manfred Weinland, der bereits bei Damona King und Professor Zamorra erste Erfahrungen gesammelt hatte. Vampira hieß das neue Projekt, und der Name war Programm: Die Serie sollte nicht nur Horror-Abenteuer der etwas härteren Gangart liefern, sondern auch eine ordentliche Portion Sex. Die Hauptfigur, die Halbvampirin Lilith Eden, erwacht nach fast hundertjährigem Schlaf in einer ihr völlig fremden Welt. Trotz aller Orientierungslosigkeit ist sie sich einer Sache sicher: Ihr gelüstet es nach Männern!
Der Serie war ein respektabler Erfolg beschieden, jedoch nicht genug, um sie wirklich dauerhaft am Markt zu etablieren. So kam nach 110 Heften das Aus, zumindest in dieser Publikationsform. Denn der auf Horror-Serien im Hardcover spezialisierte Verlag Zaubermond führt Vampira, angefangen mit dem umfangreichen Band Kinder des Millennium weiter, und zwar unter dem Serientitel Das Volk der Nacht. So schließt sich der Kreis: Der vorliegende Band Das Volk der Nacht versammelt die ersten fünf Folgen der ursprünglichen Vampira-Serie unter einem Buchdeckel.
Und dieser Band macht eindeutig Lust auf mehr! Manfred Weinland bringt eine ganze Reihe von Figuren ins Spiel, deutet Geheimisse an und weiß zahlreiche Handlungsfäden geschickt miteinander zu verbinden. Nur mit der Bearbeitung des Textes hätte man von Verlagsseite etwas gründlicher sein können -- die Zahl der Druckfehler ist unangenehm hoch, manchmal fehlen sogar einzelne Wörter. Trotzdem: Ein gelungener Einstieg in eine groß angelegte, ideenreiche Horror-Serie. --Peter König